Hintergrund und Ziele

Aufgrund des Klimawandels ist der Weinbau gefordert sowohl die Kulturführung an die veränderten Klimabedingungen anzupassen, als auch die bei der Weinerzeugung anfallenden Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Im LIFE ADVICLIM-Projekt werden dazu unterschiedliche Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und zur Reduktion der Treibhausgasemissionen untersucht, wobei besonders die lokal vorhandenen kleinräumlichen Unterschiede des Klimas innerhalb bestehender Weinbauregionen berücksichtigt werden. Die Studien werden auf verschiedenen Standorten Europas durchgeführt, die auch die klimatische Vielfalt der Weinbauregionen in Europa widerspiegeln.

Maßnahmen und Methoden

Die im LIFE ADVICLIM-Projekt vorgestellten Maßnahmen und Technologien verdeutlichen einerseits die Möglichkeiten lokal unterschiedlicher Bewirtschaftungsweisen, sind andererseits aber auch in verschiedenen europäischen Weinbauregionen verwendbar: Temperaturmessnetze erfassen das Mikroklima und mit Hilfe einer Internet Plattform können Weinerzeuger verschiedene Anpassungsmaßnahmen simulieren und die mit den jeweiligen Arbeiten im Weinberg verbundenen Treibhausgasemissionen abschätzen. Die Maßnahmen werden mit finanzieller Unterstützung der EU auf fünf Pilotstandorten in vier europäischen Ländern vorgestellt: in Frankreich in Bordeaux und im Val-de-Loire, in Rumänien in Cotnari, in England in der Grafschaft Sussex sowie in Deutschland im Rheingau.

1 Agrarmeteorologische Messungen und die Modellierung des Mikroklimas

Die räumliche Variabilität der Wetterelemente (speziell der Temperatur) und deren Auswirkung auf die Entwicklung und den Gesundheitszustand der Pflanze sowie auf wichtige Inhaltsstoffe der Trauben werden in den ADVICLIM Pilotstandorten mit Sensormessnetzen und durch weinbauliche Bonituren erfasst. Diese Daten werden zudem verwendet, um ein Computermodell zu entwickeln, mit dem die Unterschiede des Mikroklimas innerhalb von Weinbauregionen, in Abhängigkeit von der ortsspezifischen Charakteristik (z.B. der Bodeneigenschaften und der Topographie) und der großräumlichen Wetterlage, berechnet werden können. In Verbindung mit regionalen Klimamodellen können mit dem Computermodell mögliche zukünftige Klimabedingungen der Weinbauregionen in hoher räumlicher Auflösung simuliert werden.

 

2 Weinbauliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel

Neben der direkten Untersuchung verschiedener Anpassungsstrategien in den Pilotstandorten wird auch ein Computermodell entwickelt, um die Auswirkungen verschiedener weinbaulicher Anpassungsmaßnahmen abzuschätzen. Das Computermodell basiert auf einem Multiagentensystem (verschiedene handlungsfähige Einheiten, die miteinander kommunizieren und Zielvorgaben erfüllen können), dem äußere Bedingungen, z.B. Wetter- und Anbaubedingungen, sozio-ökonomische Faktoren und Beschränkungen durch Regulierungen (z.B. Ertragsbegrenzungen), vorgegeben werden können. Das Ziel ist, den Einfluss der Klimavariabilität auf den Weinbau und die Anpassungskapazitäten des Weinbaus zu simulieren und abzuschätzen. Weinbauliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel können so mit Computerunterstützung analysiert und entwickelt werden. Auch die mit den jeweiligen Kulturmaßnahmen verknüpften Kohlenstoffemissionen können mit Hilfe des Computermodells insgesamt abgeschätzt werden.

 

3 Informationstransfer

Der dritte Teil des Projekts umfasst den Informationstransfer der Projektergebnisse und der im Projekt entwickelten Methoden zum europäischen Weinsektor. Neben der direkten Kommunikation durch Tagungsbeiträge, Lehrinhalte, etc., wird ein Internetzugang eingerichtet (Projektpartner ECOCLIMASOL), über den alle Projektinhalte (Wetterstationsdaten, Satellitendaten, Modellergebnisse sowie Berechnungen zum CO2-Fußabdruck) sowohl von den Projektpartnern als auch von interessierten Weinproduzenten abgerufen und visualisiert werden können.

 

Den partner

Projekttreffen in Plumpton College

15.-16. Juni 2015